Alkoholiker sind willensschwach und haben einen Sprung in der Schüssel – da ist sich die Mehrheit einig. Was aber, wenn es nicht so ist und Alkoholmissbrauch seine Hauptwurzel in einer körperlichen Störung hat?
Genau darauf gibt es immer mehr Hinweise – wenn diese sich noch stärker verdichten, dann steht die Behandlung vor einem gewaltigen Umbruch. Oder würden Sie von Rheumatikern oder Diabetikern erwarten, dass sie ihre Kindheitskonflikte aufarbeiten, um Gelenkschmerzen oder Zuckerkrankheit in den Griff zu bekommen?
Wissenschaftler haben mittlerweile einen tiefen Blick in den Stoffwechsel von Alkoholikern geworfen und herausgefunden, wo es dort hapert. Je mehr die aktuelle Forschung über die wahren Ursachen für Alkoholabhängigkeit zu Tage fördert, umso klarer wird: Die Sucht hat viel weniger mit der Psyche zu tun, als mit einer gewaltigen Schlagseite des Stoffwechsels.
Hauptgrund dafür unter anderem: Alkohol ist ein ein gefräßiger Nährstoff-Räuber. Er manipuliert überdies die Biochemie in unserem Kopf und stört den Funkverkehr in unserem Gehirn. Er pfuscht Botenstoffen ins Handwerk, die dafür zuständig sind, dass wir Glück empfinden, etwas lernen oder uns entspannen können.
Sicherlich haben Sie schon vom Glücksbotenstoff Serotonin gehört, der für das Glücksempfinden zuständig ist. Oder vom Botenstoff Adrenalin, der uns bei Gefahr flucht- oder kampfbereit macht. Bislang kennt die Forschung etwa 100 Nervenbotenstoffe, von denen jeder eine spezielle Aufgabe im Körper erfüllt. Sind unsere Neurotransmitter ausbalanciert, läuft alles reibungslos und uns geht es gut.
Alkohol allerdings zerstört diese chemische Harmonie. In dieses fein austarierte System blitzt der Alkohol hinein und bringt so ziemlich alles durcheinander. Er produziert ein Informationschaos und hinterlässt ein Trümmerfeld. Ein Beispiel dafür: Alkohol duscht das Hirn mit einer Extraportion Dopamin, dem Nervenbotenstoff, der uns ein Gefühl von Belohnung und ausgefüllter Zufriedenheit beschert. Gleichzeitig ist Dopamin aber auch dafür zuständig, dass wir uns sehr genau daran er erinnern, wer der Auslöser für das Glücksgefühl war: Der Alkohol.
Nicht lange und das Gehirn hat ganz fest abgespeichert: Alkohol macht glücklich. Das Ganze entzieht sich Ihrem Bewusstsein. Diese Verkoppelung Alkohol und Glücksgefühl ist eine chemische Verdrahtung in Ihrem Gehirn – und damit fest eingebrannt. Diese Verbindung können Sie auch mit stärkster Willenskraft nicht lösen.
Sie kennen das vielleicht: „Dieses Bierchen habe ich mir verdient.“ Oder: „Den Wein gönne ich mir jetzt.“ Sich etwas verdient haben, sich etwas gönnen, sich mit Alkohol belohnen: Es grüßt Ihr Dopamingedächtnis. Belohnung, Zufriedenheit und Alkohol sind im Trinker-Kopf chemisch fest verkettet – und zwar in einem Hirnbereich, der mit rationalem Denken nichts zu tun hat und Ihrem Willen nicht zugänglich ist. Dieser Hirnbereich ist für grundlegende Dinge zuständig, für Instinkte. Und genau hier sitzt beim Alkoholiker das Suchtgedächtnis.
Solche Beispiele gibt es viele, mehr davon finden Sie im Buch „Alkohol adé“. Beispielsweise wie der Alkohol die für das Glücksempfinden zuständigen Nervenbotenstoffe so sabotiert, dass eine Depression die Folge sein kann. Oder wie durch den Alkohol-Abbau im Gehirn Opium-ähnliche Stoffe entstehen. Mehr dazu, warum dass dann eher ein Stoffwechsel- als ein Psychoproblem ist, finden Sie her.
Video: Löst eine Stoffwechselstörung Alkoholismus aus?
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