Leben ohne Alkohol. Das bedeutet vor allem natürlich: Augen auf bei der Getränkewahl. Weniger bekannt ist aber, dass auch die Ernährung beim Trockenbleiben eine große Rolle spielt.
Hunger ist einer der vier großen Triggerfaktoren, die zum Glas treiben. Die anderen drei sind Frust, Einsamkeit und Müdigkeit. Alle vier zusammen bilden das bekannte englische Akronym HALT für Hunger, Anger, Loneliness, Tiredness.
Es klingt so banal, aber in der ersten Zeit ohne Alkohol ist ein wohlgefüllter Magen und ein stabiler Blutzucker ein großer Rückfallschutz. Hunger stresst den Körper und Stress, so hat das Suchtgedächtnis gelernt, lässt sich mit einem großen Schluck aus der Pulle ja leicht glatt bügeln. Auch ein niedriger Blutzuckerspiegel ist ein Alarmzeichen für den Stoffwechsel. Fataler Weise hebt Alkohol diesen so schnell an, wie kein anderes Lebensmittel – und auch das hat der Körper unbewusst gelernt. Ein, zwei Gläser – und zack, ist der Blutzuckerspiegel wieder oben.
Das kann eben dann so weit gehen, dass Hunger und ein niedriger Blutzuckerspiegel den dringenden Wunsch nach Alkohol auslöst. Deshalb stürzen viele Menschen mit Alkoholproblemen gleich noch vor einer Mahlzeit ein paar Gläser – um dann keinen Appetit mehr zu spüren, wenn die eigentliche Mahlzeit auf dem Tisch steht.
Dieses Ess- bzw. besser gesagt Trinkverhalten ist eine Form von „Drunkorexie“, also weniger oder gar nichts essen, um mehr trinken zu können.
Essen gegen den Durst – das funktioniert wirklich. In meiner ersten trockenen Zeit habe ich sehr darauf geachtet, drei gute Mahlzeiten zu mir zu nehmen – für Zwischendurch war immer Knabberzeug mit in der Tasche, auch unterwegs. Wichtig: Auch wenn der Körper durch den anfangs heftig schwankenden Blutzuckerspiegel nach Schokolade, Keksen & Co schreit, ist es schlauer, Obst oder Nüsse zu knabbern. Sonst fährt der Blutzuckerspiegel weiterhin Achterbahn und kommt nie zur Ruhe.
In der ersten Zeit war mir mein Gewicht ehrlich gesagt ziemlich egal – Hauptsache, keinen Alkohol trinken. Überall las ich zwar von stolzen Erfolgsberichten, wie schnell ohne Wein und Bier die Pfunde gepurzelt wären – ganz anders bei mir. Aber wie gesagt: War mir egal.
Die oberste Regel „Keinen Hunger aufkommen lassen“ hat noch einen Partner: Im Essen sollte so viele Nährstoffe wie nur irgend möglich stecken. Damit sind nicht nur Vitamine gemeint, sondern auch und vor allem Eiweiße. Denn die fehlen trockenen Alkoholikern besonders häufig – gleichzeitig sind sie aber Baustein unter anderem für Nervenbotenstoffe, die Neurotransmitter. Ein absolut perfektes Soul-Food-Rezept für frisch Trockene hat eine Leserin im Forum von Alkohol adé verraten – hier für jeden zu lesen nach kostenloser Anmeldung im Forum.
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Bild von S. Hermann & F. Richter auf Pixabay