„Als der Alkohol aus dem Haus war, tat sich im Bett gar nichts mehr.“ So oder so ähnlich schildern viele frisch Trockenen ihre Erfahrungen – und sind frustriert. Sollte der Alkoholverzicht doch wieder richtig Schmiss und Schwung bringen. Auch ins Liebesleben. Andere wiederum merken, viel mehr Appetit auf Sex zu haben – bis hin zur Unstillbarkeit.
Beides gibt es ziemlich oft und beides ist normal und erklärlich. Wenn zunächst die tote Hose einkehrt, hat das möglicher Weise die gleichen Gründe: Das Hormonsystem lahmt und der Nervenbotenstoff Dopamin schläppelt.
Sexualhormone wie Östrogen oder Testosteron steuern ganz entscheidend unser Liebesleben. Ihre feine Balance wirft der Alkohol aber über den Haufen, unter anderem, weil die Leber bei Trinkern ständig Schwerlastbetrieb fahren muss. Sie spielt aber eine zentrale Rolle im Hormonstoffwechsel.
Genauso torpediert Alkohol das Dopamin, also unser Belohnungssystem. Der Nervenbotenstoff Dopamin ist nicht nur für Belohnungsempfinden und Lernen zuständig, sondern für alles, was mit Lust zu tun hat. Also auch Sex. Ein alkohol-lädiertes Dopaminsystem funkt deshalb auch eher „bitte kuscheln“ als dass die Luft vor Erotik knistert.
Auch das Gegenteil gibt es aber. Ohne Alkohol geht bei vielen erst so richtig die Post ab – das Verlangen nach Sex wird ähnlich drängend, wie früher nach einem Drink. Der Grund ist tatsächlich der selbe. Deshalb sprechen Fachleute dann auch von einer klassischen Suchtverlagerung. Der Dopaminkick, den früher der Alkohol lieferte, den ziehen manche dann aus Sex. Auch Zockerei, übermäßiges Essen oder Einkaufsräusche bei frisch Trockenen sind typische Zeichen einer Suchtverlagerung und sollten mit professioneller Hilfe angegangen werden.
Für diejenigen, die der Alkohol zu reinen Kuscheltiere werden ließ, gibt es eine gute Nachricht: Das Dopaminsystem fängt sich wieder. Ca. drei Monate dauert es in der Regel, bis alles wieder halbwegs normal läuft. Dann sollte es auch im Bett wieder spannender werden.