“Ich habe dich verlassen weil du stinkst, du machst dick und fett, faltig und picklig. Du hast mich die ganzen Jahre schlaflos gemacht, jede Nacht war um drei Uhr für mich zu Ende. Jeden Morgen hatte ich wegen dir ein schlechtes Gewissen. Dieser eklige morgendliche Geschmack von dir im Mund und dann die Augenringe und Tränensäcke. Du machst so hässlich.“
Von “Bella” aus unserem anonymen Forum, mit ihrer freundlichen Genehmigung.
“Am 11.01.21 hatte ich dann alle NEMs zusammen und konnte anfangen. Eine Woche ging es gut ohne, aber dann musste ich abends zur Entspannung doch wieder was haben. Ich dachte mir, Prosecco wird schon nicht so schlimm sein. Habe mir viele kleine Dosen im Internet bestellt. Wollte die abends immer einteilen, nur drei – nicht mehr.
War natürlich nicht so.
Dann hat es mir gereicht. Abgesehen von dem Müll den ich da fabrizierte, war das der größte Selbstbetrug. Ich brauchte noch mehr Unterstützung. So habe ich mir noch das 30tägige Programm von Gaby gekauft.
Eine der ersten Aufgaben war: umräumen. Ich habe mein Wohnzimmer verändert, den Ort wo ich 12 Jahre meistenteils viel Zeit mit billigem Wein, billigem Bier usw. vergeudet habe. Eine weitere Aufgabe: mache ein Selfie. Das war furchtbar. Ich denke ohne den Mist die ganzen Jahre, würde ich heute nicht so schlimm aussehen. Das bereue ich am meisten. Dabei rauche ich noch nicht mal.
Heute ist der 29. Tag des Programms und die Aufgabe lautete: schreibe einen Abschiedsbrief an den Alkohol. Hier ist er:
Ich bin jetzt 29 Tage ohne dich. Ich möchte dir hiermit mitteilen, dass ich dich nicht vermisse. Du hast 12 lange Jahre meinen Feierabend und meine Wochenenden, von den Feiertagen will ich gar nicht reden, bestimmt. Ich hatte mal zu meiner Schwester gesagt: ich kann gar nicht mehr richtig meinen Feierabend sinnvoll gestalten. Das ist schon sehr viele Jahre her. Meine Schwester war auch Alkoholiker, viel schlimmer als ich. Sie wollte immer aufhören. In diesem Juli ist sie drei Jahre tot. Mit 50 Jahren ist sie gegangen. Ich bedaure es sehr, dass sie die Methode von Gaby nicht kennenlernen durfte.
Zurück zu dir, Alkohol: Ich habe dich verlassen weil du stinkst, du machst dick und fett, faltig und picklig. Du hast mich die ganzen Jahre schlaflos gemacht, jede Nacht war um drei Uhr für mich zu Ende. Jeden Morgen hatte ich wegen dir ein schlechtes Gewissen. Dieser eklige morgendliche Geschmack von dir im Mund und dann die Augenringe und Tränensäcke. Du machst so hässlich.
Ausserdem machst du faul und antriebslos. Dass ich meine täglichen Aufgaben halbwegs geschafft habe, grenzt an ein Wunder. Durch dich hatte ich ständig schlechte Laune und war zum Teil richtig aggressiv. Du hast mich so fertig gemacht, dass mir die Gelenke und Muskeln derart weh taten. Ich kam morgens nur mit Ach und Krach die Treppe runter. Ich staune, dass du mich nicht mal runtergeschubst hast.
Ich staune auch, dass du mir noch keine ernsthaften Krankheiten beschert hast. Sollten sich noch schlimme Folgen aus der Beziehung mit dir einstellen, gebe ich dir die Schuld. Ein Sprichwort sagt: Gewöhne dir an, mit Menschen fertig zu sein. Nicht sauer. Nicht enttäuscht. Einfach nur fertig.
Mit dir, Alkohol, bin ich fertig!!!
Dieses Jahr werde ich 59 Jahre. Vor 12 Jahren, nach meiner Scheidung, mit 47 Jahren, habe ich mich dem Alkohol so richtig hingegeben. Ich habe im Januar 2021 Gabys Buch gefunden und bin so dankbar darüber. Viele Jahre habe ich nach einem Ausstieg gesucht, viele Bücher über Betroffene gelesen. Immer in der Hoffnung, das sie eine Lösung für mich haben.
Das Buch von Gaby wollte ich erst gar nicht kaufen. Ach, bestimmt nur ein Fachbuch. Gott sei Dank habe ich das Buch von Gaby gekauft.
Dir, liebe Gaby vielen herzlichen Dank dafür, du warst meine letzte Rettung. Sollte der Teufel wieder an meine Tür klopfen, weiss ich wo ich Hilfe finden kann.
Ich möchte es am liebsten laut in die Welt schreien, Leute kauft das Buch und ihr kriegt den Teufel endlich tot. Geht natürlich nicht, aber Amazon besuchen ja auch viele Leute. Und da ich kein Frosch bin ….
Seid stark und haltet durch, es lohnt sich.”
Bild von Free-Photos / Pixabay