„Alkohol ist die einzige Droge, für deren Nicht-Konsum man sich rechtfertigen muss.“ Schon verrückt, oder? Wenn Sie auf einer Party sagen: „Ich rauche nicht mehr“, schlägt man Ihnen auf die Schulter, vielleicht ernten Sie ja sogar ein neidisches „ach, ich wollte, ich könnte das auch.“ Auf jeden Fall aber käme niemand auf die Idee, Ihnen nun unbedingt eine Kippe in den Mund quatschen zu wollen.
Lehnen Sie einen Drink ab mit der Begründung „ich trinke nicht (mehr)“ guckt man Sie an, als wären Sie nicht ganz bei Trost. Sie werden aller Wahrscheinlichkeit nach die gesamte Klaviatur von Überzeugungsversuchen erleben. Wer „trocken“ ist und „nüchtern“ bleiben möchte, dem unterstellt man etwa den Spaßfaktor von Packpapier.
Der Sozialdruck ist enorm hoch. Es gibt Betroffene, die berichten, nicht mehr zu privaten Parties eingeladen zu werden, weil sie eben nicht trinken wollen. Das ist sicherlich brutal. Trotzdem: Lassen Sie sich bitte nicht klein kriegen. Sie müssen sich eines immer wieder vor Augen führen: Wer ein Alkoholproblem hat (und das insgeheim auch weiß) sucht immer die Gruppe von Mit-Trinkern. Das ist eine soziale Absicherung und eine Strategie, den eigenen Selbstbetrug weiter füttern zu können: „Guck: Alle trinken so viel, also bin auch ich normal.“
Lektion eins also für Sie: Wenn Sie in die Mangel genommen werden, um doch mit zu trinken, geht es nicht um Sie. Es geht um das Alkoholproblem desjenigen, der da nicht locker lassen will. Sie persönlich sind ihm eigentlich völlig egal.
Der ganzen Diskussion gehen Sie natürlich erstmal aus dem Weg, wenn Sie beispielsweise vorschützen, derzeit Antibiotika oder andere Medikamente wegen einer Erkrankung zu nehmen, die sich nicht mit Alkohol vertragen. Auf Dauer aber trägt das natürlich nicht und Notlügen sind auch nicht jedermanns Sache.
Kleiner Kniff: Man wird auf einer Party oder in der Kneipe natürlich nicht zum Trinken genötigt, wenn man bereits ein Getränk in der Hand hat, das „alkoholisch“ aussieht. Ein alkoholfreier Cocktail ist da immer eine gute Lösung. Gibt es keinen, lassen Sie sich eine Cola geben – aber in einem Whiskey-Glas. Mit Eis. Optisch von Whiskey-Cola nicht zu unterscheiden. Andere Varianten: Roter oder weißer Traubensaft im Weinglas, auch als Schorle.
Vorsichtig müssen Sie aber mit alkoholfreiem Bier sein. Man wird Sie dann wahrscheinlich zwar nicht dazu drängen, Alkohol zu trinken, wenn Sie ein solches im Glas oder in der Flasche haben. Aber trinken sollten sie es nicht. Sie fordern Ihr Suchtgedächtnis damit geradezu heraus.
Entscheiden Sie möglichst schon vor der Party, was Sie trinken. Fangen Sie nicht erst an darüber nach zu denken, wenn der Kellner Sie fragt. Sofort sind Sie in der Diskussion mit den anderen drin. Bestellen Sie möglichst gleich als erstes, noch vor den anderen. Am Schluss zu bestellen, während die anderen schon ihren Alkohol geordert haben, dann noch zögern – das provoziert geradezu „ach, ich nehme auch ein Bier/einen Wein.“
Mehr Tipps und Tricks gibt es im Buch Alkohol adé und im Forum unserer Website – Sie können 14 Tage kostenlos mitmachen. Auch in unserer Videothek finden Sie einiges zum Thema, bespielsweise: “Ich trinke nicht mehr – darauf gibt es Sozialdruck pur” mit Profitipps, wie man sich dem Sozialdruck entzieht und wie man es am besten „ins System“ bringt, dass man nicht mehr trinkt.
Bild von Pexels auf Pixabay