Wer lange zu viel Alkohol trinkt, bekommt ohne einen kräftigen Schluck kaum noch den Hintern vom Sofa. Der Grund: Alkohol zerschießt das Dopaminsystem. Dopamin ist ein Hirnbotenstoff, der für Motivation, Antrieb und Belohnung zuständig ist. Der Teufelskreis schließt sich schnell: Alkohol feuert das Dopaminsystem kräftig an, allerdings nur, bis seine Wirkung nachlässt. Danach gähnt das nächste Trägheitsloch.
Bislang ging die Forschung davon aus, dass der Körper die ständige künstliche Dopaminberieselung einfach nicht toleriert und deshalb selber das System herunterregelt.
Amerikanische Forscher haben jetzt einen anderen Mechanismus aufgedeckt. Alkohol sorgt im Körper für eine ständige, leichte Entzündung. In der Medizin nennt man das „subakut“ oder „subklinisch.“ Bedeutet: Diese Art der Entzündung spürt man nicht, trotzdem ist sie da. Das Immunsystem rennt gegen den flüssigen Feind an und aktiviert seine Soldaten. Die Wissenschaftler der Universität Atlanta beobachteten: Diese Immunbotenstoffe signalisieren dem Gehirn, das Dopaminsystem herunterzufahren.
Entwicklungsbiologisch macht das Ganze durchaus Sinn. Die selben Immunbotenstoffe, die der Alkohol in Gang setzt, sind nach Verletzungen oder Krankheiten im Körper unterwegs. Das gedrosselte Dopaminsystem sorgt dafür, dass wir uns schön ruhig verhalten, bis der Körper die Chance hatte zu heilen oder gesund zu werden. Uns fehlt einfach der Antrieb, irgendwas zu tun.
Alkohol ruft diese Entzündungs-Immunreaktion quasi als Dauerzustand hervor. Deshalb fällt dann auch der Dopaminpegel auf ein ständiges Mindestmaß. Die Folge: Man fühlt sich unmotiviert, lustlos, manchmal sogar gereizt und irgendwie leer. Der Griff zum Glas als schnelle „Hilfe“ liegt nahe – damit man sich wenigstens für ein paar Stunden wieder normal fühlt.
Solche subakuten Entzündungen entstehen übrigens nicht nur durch Alkoholmissbrauch. Auch Übergewicht oder chronischer Stress beispielsweise sind Auslöser einer solchen unbemerkten Entzündungsreaktion des Körpers. Weiter gedacht: Wer solchen biochemischen Entzündungs-Stress hat, dem fehlt Dopamin – und der hat ein umso höheres Risiko, die trügerisch-segensreiche Wirkung von Alkohol für sich zu entdecken.
Noch weiter gedacht: Wer mit dem Alkohol aufhört, tut gut daran, diese stumme Entzündung möglichst schnell zu kappen. Denn umso schneller erholt sich das Dopaminsystem. Dabei unterstützen vor allem Nährstoffe, dafür sind sie gemacht. Vitamine wie A, C, D, E oder Mineralstoffe wie Kalzium und Magnesium oder Spurenelemente wie Zink und Selen sind mächtige Entzündungsbremsen. Ein Grund mehr, den Ausstieg aus dem Alkohol mit Nährstoffen zu unterstützen.
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