N-Acetylcystein, eine schwefelhaltige Aminosäure zur Behandlung von Paracetamol-Überdosierung und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung, ist in vielen Ländern ein weit verbreitetes, handelsübliches orales Antioxidanzienpräparat. N-Acetylcystein hat das Potenzial, mehrere neurologische Pfade zu modulieren, darunter Glutamat-Dysregulation, oxidativen Stress und Entzündungen, die sich positiv auf die Hirnfunktionen auswirken können, und wird als Zusatztherapie für viele psychiatrische Erkrankungen erforscht.
In dieser Übersichtsarbeit werden die aktuellen Erkenntnisse aus systematischen Übersichtsarbeiten, Metaanalysen und neuesten klinischen Studien zu N-Acetylcystein bei Sucht und Drogenmissbrauch, Schizophrenie, Zwangsstörungen und verwandten Störungen sowie Stimmungsstörungen zusammengefasst und präsentiert. Es gibt gute Belege für den Einsatz von N-Acetylcystein als Zusatzbehandlung zur Verringerung der gesamten und negativen Symptome der Schizophrenie.
N-Acetylcystein scheint auch bei der Verringerung des Verlangens bei Störungen des Substanzkonsums wirksam zu sein, insbesondere bei der Behandlung des Kokain- und Cannabiskonsums unter jungen Menschen, zusätzlich zur Verhinderung eines Rückfalls bei bereits abstinenten Personen. Die Auswirkungen von N-Acetylcystein auf Zwangsstörungen und verwandte Störungen sowie auf Gemütsstörungen bleiben mit gemischten Bewertungen unklar, auch wenn vielversprechende Hinweise vorliegen. Größere und besser konzipierte Studien sind erforderlich, um die klinische Wirksamkeit von N-Acetylcystein in diesen Bereichen weiter zu untersuchen.
Oral ist N-Acetylcystein sicher und gut verträglich ohne nennenswerte Nebenwirkungen. Die aktuelle Evidenz unterstützt seinen Einsatz als adjuvante Therapie klinisch bei psychiatrischen Erkrankungen, die begleitend zu bestehenden Medikamenten verabreicht wird, mit einer empfohlenen Dosierung zwischen 2000 und 2400 mg/Tag.
N-Acetylcysteine for the Treatment of Psychiatric Disorders: A Review of Current Evidence
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