Eines der größten Probleme drogenabhängiger Patienten liegt in ihren häufigen Rückfällen (d.h. in der Rückkehr zum Drogenkonsum nach langen Perioden der Abstinenz).
Dieses Phänomen ist darauf zurückzuführen, dass bei diesen Patienten typischerweise das Verlangen nach Drogen, d.h. der unbändige Wunsch, Drogen zu konsumieren, vorhanden ist. In den letzten Jahren wurde darauf hingewiesen, dass eine Quelle für den Zugang zu den Wechselfällen des Drogenhungers die “Drogenträume” sein könnten, d.h. jene Träume, in denen drogenabhängige Patienten typischerweise die Drogen, nach denen sie süchtig sind, konsumieren oder zu konsumieren versuchen.
Da Drogenträume in der Traumforschung und -theorie oft die Erfüllung (oder die versuchte Erfüllung) des Wunsches nach Drogen darzustellen scheinen, wurden sie auch nach der klassischen Traumtheorie Freuds erklärt. Gleichzeitig wurde die Untersuchung von Drogenträumen, die sich auf einen starken Motivationszustand beziehen, wie z.B. das Verlangen nach Drogen, als nützliches Forschungsparadigma für die Untersuchung der Rolle von Motivationen im Allgemeinen im Traumprozess angesehen, ein zentrales Thema in Solms’ neuerer neuropsychoanalytischer Traumtheorie (Solms, 1997, 2000).
In Bezug auf den letztgenannten Ansatz hat Johnson (2001) darauf hingewiesen, dass der mesolimbisch-mesokortikale dopaminerge Kreislauf, den Solms als wesentlich für den motivationalen Auslöser des Träumens identifiziert hat, genau derjenige ist, der bei wiederholter Exposition gegenüber Suchtmitteln für das Verlangen nach Drogen und den Ausbruch von Drogenträumen verantwortlich ist.
Claudio Colace: Drug Dreams: Clinical and Research Implications of Dreams about Drugs in Drug-addicted Patients | Link zur Quelle