Kortisol, das primäre Glukokortikoid des Menschen, ist an der Regulation so unterschiedlicher und kritischer biologischer Prozesse wie Emotion, Kognition, Belohnung, Immunfunktion und Energieverwertung eng beteiligt. Ein anhaltender Anstieg der Kortisol-Konzentration als Folge einer chronischen Intoxikation könnte daher zu alkoholbedingten Störungen wie Schlafstörungen, kognitiven Defiziten, Diabetes und Stimmungsstörungen führen.
Zwar wird berichtet, dass eine mässige akute Alkoholaufnahme einen Anstieg des Cortisolspiegels bewirkt, doch ist es unsicher, ob das Cortisol während einer langfristigen chronischen Intoxikation dauerhaft erhöht bleibt.
Speichelcortisol- und Atemalkoholkonzentrationen (BAC) wurden bei 73 Personen mit primärer Alkoholabhängigkeit bei Erstvorstellung zur Behandlung und bei 22 alkoholabhängigen Personen, die an einem stationären Behandlungsprogramm teilnahmen, ermittelt.
Chronische alkoholabhängige Personen weisen sowohl während der Intoxikation als auch während des Entzugs kontinuierlich erhöhte Kortisolkonzentrationen auf. Erhöhte Cortisolkonzentrationen während einer chronischen Intoxikation scheinen mit Beginn des Entzugs progressiv anzusteigen.
Dies deutet auf einen täglichen Zyklus von Hyperkortisolämie während der aktiven Trinkphase hin, mit weiteren Anstiegen bei Beendigung des Trinkens und dem Auftreten von Entzugssymptomen. Anhaltend erhöhte Kortisolspiegel können eine kostspielige allostatische Belastung bewirken, die zu einer signifikanten Morbidität des Zentralnervensystems und der peripheren Organe führt.
Increased Salivary Cortisol Concentrations During Chronic Alcohol Intoxication in a Naturalistic Clinical Sample of Men | Link zur Quelle